Von den
Niederwildarten ist der Hase (Lepus europaeus Pallas) am
verbreitetsten. Er kommt praktisch überall vor. Zur Nährungssuche
nutzt der Hase am liebsten die Abenddämmerung und den zeitigen
Morgen. Jedoch ist der Feldhase standortstreu und wechseln nur selten
seit Revier. Er entfernt sich bei Gefahr bis zu 2 km von seinen
Revier, kehrt aber schnell wieder zurück. Diese Eigenart nutzt wird
oft bei der Jagd ausgenutzt. Hasen die in höheren Lagen leben,
wechseln im Winter in niedriger gelegene Orte. Zum Ortswechsel nutzen
sie dabei besondere Pässe.
Beim essen hoppeln
die Hasen, machen Männchen und wenn die Gefahr wittern, trommeln
sie schnell mit den Läufern. Von der Nahrungssuche kehren sie dann
am Morgen zurück und liegen den Tag über in ihrer Sasse. In dieser
liegen sie gegen die eigene Fährte und gegen den Wind. Die Sasse
scharren sie fornähmlich an windgeschützen und sonnigen Stellen an
Abhängen, an ungestörten Stellen mit warmen und trockenem Boden,
aber auch unter Sträuchern, am Fuße von Bäumen, in trockenem Gras,
Ackerfurchen, im Wintergetreide usw. Durch seine Färbung ist der
Hase in seiner Umgebung kaum zu erkennen.
Der Feldhase
ernährt sich von verschiedenen Kräutern und Gräsern. Er ißt
aber auch sehr gern die Rinde von Akazien, verschiedenen Weichhölzern
und Obstbäumen. Der hierdurch entstehende Schaden an Bäumen kann
verhindert werde, indem man die beim Obstbaumschnitt anfallenden
Zweige in die Feldflur legt.
Das Paaren der
Hasen wird als Rammeln bezeichnet. Die Rammelzeit dauert von
Januar bis August. Das ist eine Paarungszeit von sieben Monaten! Die
Tragezeit der Nachkommen beträgt ungefähr 42 bis 44 Tage. Also
durchschnittlich nur 6 Wochen! Die Häsin setzt dabei unter
Sträuchern auf Feldrändern, in Furchen oder in der Nähe von
Dunghaufen zwei bis vier sehende und behaarte Junge ab. Die
Hasenjunge saugen dann noch zwei bis drei Wochen bei der Mutter.
Jedoch fangen sie bereits noch den ersten Tagen an Kräuter und
Gräser zu essen. Feldhasen bekommen drei bis viermal im Jahr Junge.
Vermehrt in den Zeiten des Sommers, jedoch auch im Frühjahr und
Herbst. Feldhasen und Wildkaninchen kreuzen sich dabei nicht.
Bereits nach dem
sechsten Lebensmonat ist die Häsin geschlechtsreif, hat aber
meistens im ersten Jahr keine Jungen. Interessant bei den Häsinnen
ist die Überbefruchtung, bei der sie in der Gebärmutter verschieden
alte Feten haben kann. Das heißt die Häsin kann wieder befruchtet
werden, auch wenn sie die Jungen aus der vorangegangenen
Befruchtung noch nicht geboren hat. Sie kann aber auch sofort nach
dem Setzen, manchmal noch am gleichen Tag, befruchtet werden.
Das Gebiss des
Feldhasen besitzt im Oberkiefer die großen, gefurchten
Schneidezähne, hinter denen, direkt anliegend, noch die kleineren
Stiftzähne stehen. Diese Zahnstellung kommt nur bei Hasen und
Kaninchen vor! Sie wachsen unentwegt weiter und werden durch den
Gebrauch ständig abgenutzt. Im Unterkiefer steht dagegen nur ein
Paar große Schneidezähne.
Von den Sinnen her
ist beim Hasen das Gehör am besten ausgeprägt. Der
Geruchssinn ist jedoch auch gut. Aber das Sehvermögen ist nur
mittelmäßig entwickelt. Die dem Hasen als Tastorgane dienenden
langen Barthaare werden von dem Jägern als Trophäe betrachtet und
als Hutschmuck (Hasenbart) genutzt.
Sehr bekannt ist
das Klagen der Hasen. Bei Gefahr oder aus Angst stoßen sie Laute
aus, die dem Geschrei eines Kleinkindes ähneln. Dieses weithin
hallende Klagen warnt nicht nur die Artgenossen, sondern es ruft
förmlich um Hilfe, lockt dabei aber auch viele andere Tiere an, wie
zum Beispiel wildernde Hunde, Katzen, Füchse, Marder, Iltisse,
Wiesel, Federraubtiere, ja sogar Wildschweine. Junghasen
klagen in höheren Tönen, die alten in einem tieferen Ton. In der
Jägerrei wird dieser Angstschrei der Hasen mit dem sogenannten
Hasenquake nachgeahmt, mit dem zum Beispiel Füchse angelockt werden.
Ausser dem „Klagen
der Hasen“ kennen wir auch das Murksen, das sie Häsin austößt,
wenn sie während der Paarungszeit verfolgt wird. Einen ähnlichen
Laut stößt auch der Hase aus, wenn er frisst. Feldhasen
können im übrigen auch sehr gut schwimmen. Das Geschlecht
der Hasen lässt sich praktisch nach äußeren Merkmalen nicht
bestimmen, sodass eine Regulierung des Geschlechtverhältnisses durch
die Jagd nicht funktioniert.
Den alten Hasen
unterscheidet man vom jungen nach Abtasten des Vorderlaufes. Der
junge Hase hat bis zum Alter von neun Monaten auf der Aussenseite des
Vorderlaufes knapp über dem Gelenk einen kleinen Höcker (Epiphyse),
der ältere Hase hat einen solchen nicht mehr.