Ob kleine oder große Wasserflächen,
ob Tümpel, Weiher, See oder Fluss, sie alle beleben und bereichern
das Landschaftsbild auf mannigfaltige Weise. Wechselspiel der
Farben, Kontraste von Wasser und Licht, wer vermag die unzähligen
Varianten zu erfassen? Und doch fasziniert schon der Augenblick,
festgehalten in Landschaftsbildern, und Naturfotografien oder
in Wort und Vers. Aber wer schätzt schon das, was er hat! Erst
angesichts der zunehmenden Monotonie unserer Kulturlandschaften, oft
als „Kultursteppe“ bezeichnet, wird vielen der Wert all dessen
bewusst.
Wie komplex und vernetzt sind doch die
Zusammenhänge des Landschaftshaushaltes. Seitdem die Ökologie
(Lehre von den Beziehungen der Organismen untereinander und mit ihrer
Umwelt) in die Landschaftsforschung Eingang fand, erweiterten sich
unsere Kenntnisse auf diesem Gebiet ständig und dennoch stehen wir
hier erst am Anfang.
Stabilität der Landschaft
Wir wissen, dass die Stabilität im
Landschaftshaushalt weitgehend durch biologische Vielfalt in der
Landschaft gewährleistet wird. Vielfalt, das bedeutet eine
gewisse Mannigfaltigkeit von Biotopen und damit ein Reichtum an
Pflanzen- und Tierarten. In einer mit Industriemäßigen Methoden,
unter Einsatz modernster Technik genutzten Kulturlandschaft sollt
daher naturnahe Elemente, die als ökologische Ausgleichsflächen
(ökologische Zellen) dienen, erhalten bleiben oder nach Möglichkeit
neu geschaffen werden. Solche Ausgleichsflächen sind u.a. Feldraine,
Hecken, Gebüschgruppen, Feldgehölze, Moore, dazu auch
Tümpel, Weiher und Teiche, wo auf engstem Raum eine erstaunliche
Artenfülle existiert. Gilt doch der natürliche Weiher sogar als
unser artenreichstes Gewässer.
Wechselspiel Gewässer - Landschaft
Gewässer und Landschaften sind
wechselseitig verbunden, ja wesentlich vielseitiger und
weitreichender miteinander verzahnt, als dies bei anderen
Landschaftselementen der Fall ist. So wirken sich wasserbauliche
Veränderungen zwangsläufig auf die gesamte Landschaft aus.
Andererseits gibt es eine Vielzahl sich teilweise überlagernder
Faktoren aus Industrie, Land-, Forst-, Fischereiwirtschaft und dem
Erholungssektor, die mit sehr unterschiedlichem Wirkungsgrad auf die
Gewässer ausstrahlen. Denken wir nur an die aktuellen Probleme des
Düngerabtrages von anliegenden Nutzflächen, den Eintrag von
Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, Auswirkungen von
Grundwassersenkungen durch Bergbau oder kulturtechnische Maßnahmen
usw.
Feuchtgebiete sind natürliche Wasserressourcen
Im Rahmen des natürlichen
Wasserrückhalte- und Speichervermögens der Landwirtschaft haben
Weiher und Teiche ebenso wie alle anderen Feuchtgebiete als
Speicher und Regulatoren Bedeutung. Leider wurde diesem mehr
indirekten, nicht in Euro abrechenbaren Nutzen in der Vergangenheit
keine oder kaum Beachtung geschenkt. Die Landgewinnungs- und
Trockenlegungskampagnen überstanden vielerorts nur wenige solcher
natürlichen Wasserressourcen. Soweit überhaupt ein Überblick
vorliegt, stimmten die „Bilanzen“ nahezu überein. Danach ist der
Bestand natürlicher stehender Gewässer aller Arten überall
erschreckende zusammengeschrumpft.
Umweltschädigungen
Wie ist die Situation heute? Angesichts
der vielfältigen Umweltschädigungen, der breiten, dabei
keineswegs immer sachdienlichen und oft einen Umwelthorror
propagierenden Informationen durch die Massenmedien wird der
unersetzbare Wert der natürlichen Landschaft offensichtlich mehr und
mehr erkannt. Das Engagement des Einzelnen, meist rein subjektiv
empfunden, nimmt gemessen an den Initiativen im kommunalen Bereich
erfreulich zu. Dennoch werden weiterhin gerade kleinflächige
Gewässer wie Tümpel, fischereiwirtschaftlich nicht mehr genutzte
Teiche und kleinere Weiher vernichtet. Ihre geringe Größe,
unzureichende Erfassung und oftmals unübersichtliche Lage im Gelände
erschweren eine Kontrolle und erleichtern die Zerstörung. Vielfach
verwandeln sich diese Biotope über Nacht in Friedhöfe für
ausgediente Autoreifen, wilde Müllablagen. Andere werden mit
Bauaushub gefüllt oder im Zuge der Flurbereinigung mit oder auch
ohne Erlaubnis der Behörden beseitigt.
Belastung mit Abwasser, Düngemitteln für zu extremer Algenbildung
Dazu kommt, wie schon erwähnt, das
weltweite Probleme der zunehmenden Verunreinigung der Gewässer.
Stehende Gewässer mit ihrer außerordentlich geringfügigen
Wassererneuerung und den stärker in sich geschlossenen Kreisläufen
reagieren allerdings wesentlich empfindlicher als Fließgewässer.
Die bedrohliche Belastung mit Abwässern vornehmlich aus dem
landwirtschaftlichen Sektor in Form von Jauche, Gülle,
Silageflüssigkeit u.a., Düngerausschwummung und -verwehung führt
zur Eutrophierung. Diese unerwünschte „Gewässerdünnung“ mit
den wichtigen Pflanzennährstoffen Stickstoff und Phosphor ruft, wie
wir noch später sehen werden, erhebliche Störungen des biologischen
Gleichgewichts (verstärkte Bioproduktion, Fischsterben usw.) hervor.
Unübersehbares äußerliches Kennzeichen ist die Färbung und
Trübung des Wassers durch riesige Algenmassen. Es bilden sich
breit flächige, dicke gelbgrüne Algendecken. Die am Ufer
absterbenden Algenwatten verpesten im Sommer die Luft.
Kleine Hilfe für die Umwelt – Dorfteiche und Weiher
Durch gezielte koordinierte Maßnahmen
gilt es, möglich schnell Abhilfe zu schaffen. Ein meist
langwieriger, kostenaufwendiger, aber absolut notwendiger Prozess! In
diesem Rahmen bieten sich auch für bescheidene Eigeninitiativen
zahlreiche Ansatzpunkte und Möglichkeiten. Ein lohnendes Beispiel
zur aktiven Mitarbeit im ländlichen Bereich ist z.B. der Doftteich
oder -weiher. Wo findet man heute noch einen sauberen Dorfteich,
mit schattenspendenden Bäumen am Ufer, einem kleinen Röhricht
bestand, der z.B. Teichrallen Brutmöglichkeit und Zuflucht bietet,
mit einigen Schwimmblatt- und Unterwasserpflanzen, reichem
Wasserinsektenleben, vielen Krebstieren, auch Molchen, Fröschen und
anderen Wassertieren? Oder gibt es diesen Dorfteich schon gar nicht
mehr? Der unerfreuliche Anblick vieler einst zur Zierde und
Bereicherung des Dorfbildes beitragenden Gewässer, neuerdings auch
die steigende Zahl der „steinernen“ Dorfteiche mit gemauerter
Ufereinfassung und ohne höheren Pflanzenbewuchs scheint fast dafür
zu sprechen. Grund genug, wieder abwechslungsreiche, naturnahe
Dorfteiche zu gestalten, die Anziehungspunkte bilden und zum
Verweilen und Beobachten einladen